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Digitale Suffizienz in der Tech-Branche: Nachhaltigkeit zum Tag der Umwelt 

Nachhaltigkeit zum Tag der Umwelt

Digitale Suffizienz in der Tech-Branche

Zum Tag der Umwelt beleuchten wir, wie deutsche Tech-Unternehmen mit Konzepten wie digitaler Suffizienz, Green Coding und nachhaltigen IT-Strategien den Energieverbrauch ihrer digitalen Services senken und Datenmüll vermeiden, gestützt auf aktuelle Studien, Statistiken und Beispiele aus der Tech-Branche. 

Was bedeutet digitale Suffizienz für Tech-Unternehmen? 

Digitale Suffizienz bedeutet: so viel Digitalisierung wie nötig, so wenig wie möglich. Digitale Suffizienz zählt – neben Effizienz und Konsistenz – zu den drei Nachhaltigkeitsprinzipien und bedeutet den bewussten, sparsamen Umgang mit Ressourcen und Energie bei Herstellung, Nutzung und Entsorgung von IT.  

Statt blindem Technikeinsatz zielt sie auf bewusste, ressourcenschonende Digitalisierung ab. Tech-Unternehmen in Deutschland greifen diesen Ansatz auf, um Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen. Sie hinterfragen Datenflüsse, Services und Infrastruktur auf ihren ökologischen Nutzen hin. Inspiriert vom französischen Konzept der „Sobriété numérique“ (Digitale Genügsamkeit), bekannt gemacht durch The Shift Project (2021). Dieser Gedanke gewinnt gerade zum Tag der Umwelt an Bedeutung, denn er fordert Unternehmen und Nutzer auf, innezuhalten und das “rechte Maß” der Digitalisierung zu finden. 

Kernprinzipien digitaler Suffizienz

Reduktion digitaler Überfülle (z. B. Feature-Bloat vermeiden) 

Konzentration auf sinnvolle Digitalisierung 

Energie- und ressourcenschonende Entwicklung 

Wir sollten vom reflexhaften Immer-digital-Modus zu einem gezielten, kontrollierten Einsatz digitaler Technologien übergehen. Es geht nicht darum, Digitalisierung zu stoppen, sondern sie dort einzusetzen, wo sie echten Mehrwert bietet – und unnötigen digitalen Ballast abzubauen. Nur wenn Effizienzgewinne mit digitaler Suffizienz verbunden werden, entsteht eine wirklich nachhaltige Tech-Kultur. Gerade deutsche IT-Unternehmen erkennen zunehmend, dass dieser Ansatz nicht nur der Umwelt nützt, sondern auch langfristig wirtschaftliche Vorteile bringt, indem er Kosten senkt und Verantwortung demonstriert.

In der Softwareentwicklung bedeutet digitale Suffizienz: von Anfang an mitdenken, wie Software ressourcenschonend funktionieren kann. Statt Überfunktionalität geht es um zielgerichtete, effiziente und langlebige Architektur. Green Coding wird dabei zur Kernkompetenz – also umweltfreundliches Programmieren. Die Grundidee: Schon bei der ersten Codezeile werden Energie- und Ressourcenverbrauch mitgedacht. Software-Teams fragen sich: Braucht diese Anwendung wirklich jede Funktion, jedes animierte Element? Kann der Code effizienter, der Datentransfer sparsamer, der Algorithmus weniger rechenintensiv gestaltet werden?  

Tiger mit Sonnenbrille gibt IT-Tipp zu Suffizienz und Datenlast im Projektkontext, optimyze Branding sichtbar.

Wie reduzieren Tech-Unternehmen den Energieverbrauch digitaler Services? 

Energieeffizienz ist ein zentraler Hebel für nachhaltige IT. Rechenzentren, Software-Services und Cloud-Plattformen verursachen enorme CO₂-Emissionen.  

Stromverbrauch deutscher Rechenzentren

0Mrd. kWH

Stand 2023
(Bitkom, 2023)

0Mrd. kWH

Prognose für 2030
(Bitkom, 2023)

CO₂ Ausstoß verursacht durch Dark Data

Tech-Unternehmen setzen daher auf verschiedene Strategien, um den Energiehunger ihrer digitalen Services zu zähmen. Dazu gehören einerseits technische Maßnahmen, andererseits geht es um organisatorische Schritte. Neue gesetzliche Vorgaben wie das Energieeffizienzgesetz machen das Thema zur Pflichtaufgabe. Neue gesetzliche Vorgaben verlangen zum Beispiel, dass große Rechenzentren ab 2027 klimaneutral betrieben werden – ein Ziel, das heute bereits 66 % der deutschen Rechenzentren durch Grünstrom-Bezug erreichen (Bitkom, 2023)

Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs

Nutzung energieeffizienter Cloud-Rechenzentren (PUE-Wert < 1,2) 

Einsatz von Monitoring-Tools für Stromverbrauch pro Anwendung 

Optimierung von Softwareprozessen (z.B. durch DevOps-Automatisierung) 

Automatisiertes Herunterfahren nicht benötigter Serverinstanzen 

Verwendung von erneuerbarem Strom (66 % der deutschen RZ lt. Bitkom 2023 )

Green-IT-Initiativen und verbesserte Architektur (Dena, 2024) 

Dies zeigt Wirkung: Obwohl die Rechenzentrums-Kapazitäten in Deutschland stark wuchsen, sind deren CO₂-Emissionen zwischen 2014 und 2024 leicht von 6,9 auf 6,5 Millionen Tonnen CO₂ gesunken (Bitkom, 2023) 

Institutionell gibt es Unterstützung: Der deutsche Branchenverband Bitkom hat 2021 einen Leitfaden zur ressourceneffizienten Programmierung herausgegeben. Darin wird beschrieben, wie man Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und Effizienz über den gesamten Software-Lifecycle hinweg berücksichtigt – von der Architektur über die Entwicklung bis zum Betrieb. Solche Best Practices helfen Entwickler:innen, konkrete Ansatzpunkte zu finden, z.B. energieeffiziente Algorithmen, sparsame Datenbankabfragen und eine bewusste Entscheidung für Programmiersprachen und Frameworks, die weniger Strom verbrauchen.  

Ein frühzeitiges Einbauen von Nachhaltigkeitsprinzipien in Softwarearchitektur kann bis zu 5 % der IT-bezogenen CO₂-Emissionen einsparen – McKinsey 2022 

Das mag nach wenig klingen, wäre aber ein entscheidender Schritt, denn die Software wird in den nächsten Jahren noch deutlich an Umfang und Komplexität zunehmen. 

Stripes der Tiger rät zu effizienter IT-Infrastruktur für geringeren digitalen Fußabdruck und Stromverbrauch.

Wie vermeiden Tech-Unternehmen redundante Daten und digitalen Datenmüll? 

Daten sind das neue Gold – doch ein großer Teil davon verstaubt ungenutzt auf Servern und belastet unnötig die Umwelt. Studien zeigen: Über 80% der gespeicherten Unternehmensdaten sind unnötig (Umweltbundesamt, 2023) – ein enormes Optimierungsfeld. Digitaler Datenmüll entsteht durch redundante, veraltete oder nie genutzte Informationen: Duplikate von Dateien, Logs, alte Backups, E-Mails, die niemand mehr liest. Diese ungenutzten Daten verbrauchen jedoch weiterhin Speicherplatz, Rechenleistung und Kühlenergie – und damit Strom. 

Ein einziges Terabyte an Cloud-Daten verursacht pro Jahr bis zu 210 kg CO₂ (Digital Cleanup Day, 2023) – hochgerechnet über Tausende TB summiert sich das zu beträchtlichen Emissionen. Unternehmen begegnen diesem Problem mit automatisierten Aufräumprozessen, Daten-Lifecycle-Management und gezielter Datenarchitektur. 

Typische Maßnahmen gegen digitalen Datenmüll

Data Lifecycle Management: Automatische Lösch- und Archivierungsregeln für alte Dateien 

Regelmäßige Dateninventur (Dark Data Scans) 

Versionskontrolle und Deduplizierung 

Komprimierung großer Datenbestände 

Aufräumen der Datenbanken (z.B. regelmäßiges Löschen veralteter Einträge) 

Sensibilisierung der Mitarbeiter durch Initiativen wie Digital Cleanup Day 

„Datendiäten“: Beispielsweise prüfen Entwickler vor neuen Releases genau, welche Logging-Daten wirklich notwendig sind, um unnötige Protokolle gar nicht erst entstehen zu lassen. 

So entsteht eine Kultur, in der Datenqualität vor -quantität steht. Unternehmen, die ihren Daten-Fußabdruck verringern, schonen nicht nur die Umwelt, sondern verbessern oft auch die Performance ihrer Systeme. 

Tiger mit Linux-Shirt empfiehlt Datenfasten: alte Logs löschen und Backups archivieren spart Energie.

Wie setzen deutsche Unternehmen nachhaltige IT-Strategien um? 

Nachhaltigkeit ist in der deutschen Unternehmens-IT angekommen. Immer mehr Firmen übertragen ihre ESG-Ziele auf die IT-Infrastruktur – mit konkreten Maßnahmen, neuen Rollen (z. B. Green IT Officer) und systematischer Erfolgsmessung. Der Trend geht zur integrativen Strategie statt Einzelmaßnahme. 

Die Bereitschaft ist da: Eine aktuelle Studie des Fraunhofer IAO (2025) zeigt, dass die Mehrheit der befragten Unternehmen ökologische Nachhaltigkeit als eine der größten Herausforderungen ansieht. Für die nahe Zukunft wird Nachhaltigkeit sogar als zweitwichtigstes Thema nach der Digitalisierung bewertet. Konkrete Schritte sind ebenfalls erkennbar: Bereits 29 % der Unternehmen bieten heute nachhaltige (IT-)Dienstleistungen an, weitere werden folgen. Allerdings gibt es auch Nachzügler – knapp ein Fünftel beschäftigt sich noch gar nicht damit.  

Treiber für nachhaltige IT-Strategien sind nicht nur regulatorische Vorgaben, sondern auch Marktanforderungen: Kundinnen und Kunden achten verstärkt auf den Umwelt-Fußabdruck von Dienstleistungen und Produkten. Unternehmen können sich mit transparenten Nachhaltigkeitsstrategien also einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.  

Nachhaltige IT laut Stripes als Wettbewerbsfaktor in Technikprojekten – regulatorisch und reputativ.