Cross-funktionale Teams
Was tun, wenn du die einzige Tech-Person im Raum bist?
Bist du oft die einzige Tech-Person im Raum? Dieses Szenario ist für IT-Fachkräfte in Deutschland keine Seltenheit – vielerorts fehlen Tech-Talente, sodass eine Person die technische Einzelrolle stemmen muss. Die Konsequenz: Entwickler:innen, DevOps-Engineers oder Cyber-Security-Spezialist:innen sitzen in Meetings häufig als einziger Tech-Expertin zwischen Business-Kolleg:innen. Das kann herausfordernd sein – aber auch die Chance bieten, sich sichtbar zu machen und Einfluss zu gewinnen. In diesem Blogpost liefern wir dir handfeste Strategien für genau diese Situation: effektive Kommunikation für Entwickler:innen mit Nicht-Techniker:innen, Erwartungsmanagement in cross-funktionalen Teams, Sichtbarkeit im Unternehmen, kluges Priorisieren (und Nein sagen) und Allies & Beziehungen aufbauen.
Wie kommunizierst du mit Nicht-Tech-Kolleg:innen auf Augenhöhe?
Wenn du als einzige Tech-Person im Raum bist, hängt viel davon ab, wie gut du komplexe Themen vermitteln kannst. Die Kommunikation für Entwickler:innen und andere Techniker mit Nicht-Tech-Kolleg:innen ist oft die Achillesferse.
Übersetze technische Begriffe in einfache, greifbare Sprache. Verwende Analogien oder Beispiele aus dem Geschäftsalltag, damit deine Gegenüber Konzepte verstehen, ohne selbst Entwickler:in zu sein. Wenn du etwa ein API-Problem erklären musst, könntest du sagen: „Stell dir vor, unser System spricht eine andere Sprache als das des Kunden – die Schnittstelle ist unser Übersetzer, und der klemmt gerade.“ Solche Bilder helfen enorm.
Richte deine Botschaft an den Interessen der Nicht-Tech-Kolleg:innen aus. Statt in Details der Implementierung zu versinken, betone, welchen Mehrwert oder welche Lösung deine Arbeit fürs Business liefert. Zum Beispiel: „Durch dieses neue Deployment verkürzen wir die Ladezeiten der App, was die Conversion Rate steigert.“ So zeigst du den Business Outcome deines Tech-Projekts.
Ein weiteres Puzzlestück: Hat der Arbeitgeber sich öffentlich zu Diversity bekannt? Zum Beispiel durch Unterzeichnung der Charta der Vielfalt (in Deutschland ein häufiger Schritt) oder durch Mitgliedschaften in Initiativen. Auch Awards oder Gütesiegel (Top-Arbeitgeber für Diversity etc.) können ein Indiz sein, dass man das Thema ernst nimmt. Solche Verpflichtungen allein sind noch keine Garantie für gelebte Inklusion, aber sie zeigen den Willen, sich messen zu lassen. Du kannst auf der Unternehmenswebseite oder in Presseartikeln danach suchen. Ein Arbeitgeber, der transparent über Ziele und Fortschritte berichtet (z. B. „Wir veröffentlichen jährlich unseren Diversity-Bericht“), offenbart damit eine gewisse Reife im Umgang mit dem Thema.
Auf Augenhöhe kommunizieren heißt letztlich, Brücken zu bauen. Das wichtigste Hilfsmittel dabei ist Empathie: Versetze dich in die Lage deines Gegenübers. So wirst du als Tech-Person nicht mehr als „der Nerd, den keiner versteht“ wahrgenommen, sondern als kompetenter Übersetzerin zwischen IT und Fachbereichen, eine Fähigkeit, die dich in der Firma unverzichtbar macht.
Wie kannst du in cross-funktionalen Teams Erwartungen managen?
In cross-funktionalen Teams treffen unterschiedliche Disziplinen und Arbeitsweisen aufeinander – und mittendrin oft du als technischer Ansprechpartnerin. Um nicht unterzugehen, musst du früh klare Erwartungen managen. Das fängt bei der Planung an: Versprich nichts, was du nicht halten kannst. Studien zeigen, dass eine realistische Arbeitsplanung Konflikte entschärft.
Erwartungen managen heißt auch regelmäßiges Alignment: Halte alle Beteiligten auf dem Laufenden, wo dein Projekt steht. Lieber früh auf Risiken hinweisen, als später Überraschungen präsentieren. So positionierst du dich als transparenter, zuverlässiger Tech-Partner:in im Team. Das Ergebnis: realistischere Ziele, weniger Feuerwehreinsätze und ein Team, das an einem Strang zieht.
Wie machst du deine Arbeit und Erfolge sichtbar?
„Out of sight, out of mind“ – was man nicht sieht, wird leicht übersehen. Gerade als einzelne Tech-Person musst du aktiv dafür sorgen, dass deine Beiträge gesehen und wertgeschätzt werden. IT-Sichtbarkeit ist der Schlüssel, um in der Firma wahrgenommen zu werden. Es ist wichtig, dass dein Name „im Raum, in dem Entscheidungen getroffen werden”, erwähnt wird, denn so kommst du an karrierefördernde Projekte und schließlich auch an Beförderungen. Wie schaffst du Sichtbarkeit?
War ein Projekt erfolgreich abgeschlossen oder ein wichtiger Bug fix gelandet, dann sprich darüber. Das heißt nicht prahlen, sondern informieren. Zum Beispiel kannst du im All-Hands-Meeting kurz erläutern, welchen Beitrag dein Team (oder du alleine) geleistet habt, um ein Problem zu lösen. Oder poste im Intranet/Slack einen kurzen Erfahrungsbericht über eine gemeisterte Herausforderung. So wissen andere, welchen Wert du geliefert hast.
Biete an, einen Tech-Brown-Bag oder einen Mini-Workshop zu halten, in dem du Nicht-Techies eine aktuelle Technologie oder euer neuestes Feature erklärst. Damit positionierst du dich als Expert:in, der/die Wissen teilt. Das steigert nicht nur deine eigene Sichtbarkeit, sondern bringt auch Mehrwert für Kolleg:innen.
Sichtbarkeit entsteht auch durch Beziehungen (dazu mehr im nächsten Abschnitt). Wenn du z.B. mit dem Marketing über Daten sprichst oder der Geschäftsführung kurz Ergebnisse aus der IT lieferst, bleibst du in Erinnerung.
Kurzum, IT-Sichtbarkeit bedeutet, proaktiv aus dem Tech-Silo herauszutreten. Das ist kein Ego-Trip, sondern essenziell, um deine Wertschöpfung transparent zu machen. Sichtbarkeit übersetzt sich letztlich in Impact und messbarer Impact lässt sich schwer ignorieren. Indem du zeigst, was du erreicht hast, ebnest du den Weg, um bei der nächsten Beförderungsrunde berücksichtigt zu werden und stärkst ganz nebenbei das Verständnis für die Tech-Rolle im Unternehmen.
Wie setzt du Prioritäten und lernst, Nein zu sagen?
Als einziger Tech-Ansprechpartnerin prasseln oft unzählige Aufgaben und Bitten auf dich ein. Vom adhoc IT-Support für Kolleg:innen bis zum zusätzlichen Feature-Wunsch – alles landet auf deinem Tisch. Hier ist Priorisierung überlebenswichtig. Frage dich: Was zahlt wirklich auf die zentralen Ziele ein? Welche Tasks haben dringenden Business-Impact und welche können warten? Mache deine Prioritäten transparent, etwa durch ein Kanban-Board oder regelmäßige Status-Updates, damit alle sehen, woran du arbeitest.
Ebenso wichtig: Nein sagen können. Viele tun sich schwer damit, Anfragen abzulehnen – aus Angst, unkollegial zu wirken. Doch „Saying no doesn’t make you a bad person.“ („Nein sagen macht dich nicht zum schlechten Menschen.“) erinnert uns die Harvard Business Review pointiert. Im Gegenteil: Grenzen zu setzen zeigt, dass du deine Zeit respektierst und effizient einsetzt.
Wie kannst du konstruktiv Grenzen setzen? Bleib diplomatisch, aber ehrlich. Bedanke dich für das Vertrauen („Danke, dass du an mich denkst.“) und erkläre kurz, warum du es aktuell nicht schaffen kannst („Mein Fokus liegt diese Woche auf Release X, daher kann ich Y leider nicht dazwischenschieben.“). Biete – falls möglich – eine Alternative an, z.B. einen späteren Zeitpunkt oder eine andere Person, die helfen könnte. So wirkt dein Nein lösungsorientiert statt abwehrend.
Denke daran, dass jede Zusage auch ein Nein zu etwas anderem bedeutet. Wenn du zu allem Ja sagst, opferst du vielleicht Weiterbildung, Pausen oder die Qualität deiner Arbeit. Work-Life-Balance und Produktivität leiden. Grenzen zu setzen ist daher ein Akt der Selbstfürsorge. Kurzfristig mag es Überwindung kosten, aber langfristig stärkst du damit deine Glaubwürdigkeit und Gesundheit – zwei entscheidende Faktoren für nachhaltigen Erfolg in deiner technischen Einzelrolle.
Warum und wie findest du Allies im Unternehmen?
Alleine schafft man viel, im Team aber noch mehr. Gerade wenn du als technischer Einzelkämpferin unterwegs bist, können dir Allies (Verbündete) enorm helfen. Das sind Kolleg:innen, die dich aktiv unterstützen und für dich eintreten, auch wenn sie selbst nicht im Tech-Bereich arbeiten. Eine Ally kann z.B. eine Person aus dem Produktmanagement sein, die dein Anliegen beim Management verstärkt, oder eine Vertriebler:in, der/die deine technische Perspektive im Kundengespräch berücksichtigt.
Wie findest du Allies? Beginne damit, Beziehungen bewusst aufzubauen. Interessiere dich aufrichtig für die Arbeit der anderen. Wenn du z.B. mit dem Vertrieb zu tun hast, frag nach ihren Herausforderungen – vielleicht kannst du mit einem Skript oder einem Datentipp helfen.
Gibt es in der Firma vielleicht einen regelmäßigen Austausch zwischen Tech und Fachbereichen (z.B. ein „Tech & Coffee“-Meetup)? Falls nicht, initiiere etwas in der Art. Eine gemeinsame Kaffeepause mit ein bisschen Tech-Talk lockert Barrieren. Häufig findest du so Gleichgesinnte, die ähnliche Ziele haben (z.B. Qualitätsverbesserung, agilere Prozesse) – diese gemeinsamen Interessen sind die Basis für Allianzen.
Ein guter Mentor oder eine Mentorin im Unternehmen kann dich gezielt fördern. Mentoren öffnen Türen, teilen Know-how und stellen dich ihrem Netzwerk vor. Das sorgt für Rückendeckung.
Isoliere dich nicht, auch wenn du fachlich alleine bist. Vernetze dich bewusst. Allies im Unternehmen sorgen dafür, dass du mit deinen Ideen Gehör findest, in Konflikten jemanden hinter dir weißt und die Last auf mehrere Schultern verteilen kannst. Das macht dich stärker und erhöht zugleich deinen Einfluss im Unternehmen.