Tribe Talks #2: Wie aus einer Idee 100 Vue.js Meetups wurden
Willkommen zu einer neuen Folge unserer Tribe Talks, der Interviewreihe mit Menschen aus der Tech-Community, die mehr machen als nur ihren Job. Norman Köhring ist einer von ihnen: Frontend Engineer, Vue.js-Enthusiast und Organisator des Vue.js Meetups Berlin. Seit 2017 baut er mit ruhiger Hand eine Community, die nicht nur Code teilt, sondern auch Haltung. Was als „Warum gibt’s das eigentlich nicht?“ begann, ist heute ein fester Anlaufpunkt für Vue-Fans in Berlin – und feiert im August bereits sein 100. Meetup. Ein Gespräch über Neugier, Durchhaltevermögen und den Mut, Dinge einfach anzustoßen.
Antonia Bader: Bitte stell dich unseren Leser:innen vor. Wer bist du und welche Rolle hast du aktuell?
Norman Köhring: Ich bin Norman und arbeite derzeit als Frontend Engineer in einer Anwaltskanzlei. Zuvor war ich lange freiberuflich unterwegs und habe ausschließlich als Entwickler gearbeitet, in sehr unterschiedlichen Bereichen.
Antonia Bader: Kannst du uns durch deinen beruflichen Werdegang führen, wo hast du angefangen? Was hat dich in die Tech-Welt geführt?
Norman Köhring: Ich war eigentlich schon immer interessiert. Also schon als Kind – bevor ich überhaupt verstanden habe, was mich daran so fasziniert – haben mich Computer total gepackt. Das war damals natürlich noch eine ganz andere Welt. Irgendwann mit zehn habe ich einen alten, schon damals völlig veralteten Computer bekommen. Da lag ein Programmierhandbuch dabei – und seitdem war es um mich geschehen.
Antonia Bader: Und du wusstest gleich: Das ist mein Weg?
Norman Köhring: Ja, tatsächlich. Das war von Anfang an mein Hobby und irgendwann auch mein Beruf. Da hatte ich wohl ein gutes Gespür, denn das Glück haben ja nicht alle. Ich bin auf jeden Fall sehr dankbar dafür.
Antonia Bader: Im Vorfeld hast du erwähnt, dass du dich auf das Vue-Framework spezialisiert hast. Wie bist du ursprünglich damit in Berührung gekommen und was hat dich daran fasziniert?
Norman Köhring: Ich habe vieles ausprobiert, mit allen möglichen Frameworks gearbeitet. Um 2012 rum – plus/minus – habe ich an Here Maps gearbeitet, das ist sowas wie das Google Maps von Nokia. Wir haben dort mit Angular gearbeitet, also AngularJS, das war damals der heiße Kram. Aber selbst da war uns schon klar: das war definitiv noch nicht so der letzte Schritt. Dann kam Vue.js mit einer frischen Idee: Komponentenbasiertes Arbeiten, ein etwas anderer Aufbau – nicht unbedingt das erste Framework in der Richtung, aber eines, dass nicht so überladen oder „corporate“ war. Gleichzeitig war’s aber vertraut genug, dass man sich schnell zurechtgefunden hat. Ich glaube, genau das hat mein Interesse geweckt. Und was mir besonders gefallen hat: Vue hat sich an den drei Grundpfeilern der Webentwicklung orientiert – HTML, CSS und JavaScript. Drei Sprachen, drei klare Aufgaben: Struktur, Gestaltung, Logik. Wer mit diesen Grundlagen vertraut ist, fühlt sich in Vue sehr schnell zu Hause.
Wer mit diesen Grundlagen vertraut ist, fühlt sich in Vue sehr schnell zu Hause.
– Norman Köhring
Antonia Bader: Und relativ schnell heißt dann also wie lang hat es gebraucht, bis du sag ich mal dich so reingearbeitet hast?
Norman Köhring: Da ich zu dem Zeitpunkt schon viel Erfahrung hatte, ging das recht fix – ein paar Wochen vielleicht.
Antonia Bader: Du hast die Spezialisierung einen Schritt weitergetragen und ein Vue-Meetup in Berlin organisiert. Was hat dich dazu bewegt, ein eigenes Meetup zu starten, und wie sah der erste Schritt aus?
Norman Köhring: Anfangs war das noch sehr spontan. Wir haben einfach mal geschaut, was passiert. Manchmal saßen wir zu fünft und haben ein bisschen gequatscht. Dann kam ein Kollege dazu, der mitorganisieren wollte. Der steht heute noch offiziell als Admin drin, lebt aber mittlerweile wieder in Tschechien und ist deshalb nicht mehr aktiv dabei. Wir wollten mehr in die Community rein, mehr Talks organisieren und das Ganze etwas professioneller gestalten. Und das hat ziemlich gut funktioniert. Nach etwa einem Jahr hatten wir fast bei jedem Meetup mindestens einen Talk, manchmal sogar mehrere. Teilweise kamen sogar Leute vorbei, die gerade zu Besuch in Berlin waren, und haben spontan einen Talk gehalten. So sind wir auf 30 bis 40 Teilnehmende gekommen. Es wurde richtig groß.
Dann ist die Firma, in der wir das Meetup veranstaltet haben, leider geschlossen worden. Wir brauchten eine neue Location. Dann kam Corona. Wir haben es online versucht, aber das lief nicht gut. Die Leute hatten wenig Interesse, und für die Speaker war es frustrierend, einfach ins Nichts zu sprechen. Die Stimmung war irgendwie weg. Nach ein paar halb besuchten Online-Treffen war klar: Das bringt so nichts. Zum Glück ging es nach Corona relativ schnell wieder bergauf. Zwar nicht zur alten Größe, aber mit etwa 20 Leuten pro Meetup und einem ständigen Wechsel an neuen Gesichtern ist das Format lebendig geblieben.
Antonia Bader: Erinnerst du dich an dein allererstes Meet-up? Was lief gut, was weniger? Und was hast du daraus gelernt? Warst du wie du erwartet hast oder hast du gesagt hast, oh Gott, wo habe ich mich hier drauf eingelassen?
Norman Köhring: Das erste Event, das ich digital dokumentiert habe, war am 21. Februar 2017. Das dürfte auch ungefähr das erste gewesen sein. Damals haben wir uns alle zwei Wochen getroffen. Das wirkte erst wie eine gute Idee, aber organisatorisch war das sehr anstrengend. Es ist nicht so, dass jede einzelne Veranstaltung aufwendig war, aber dieser feste Zwei-Wochen-Rhythmus war doch recht stressig. Im September sind wir dann auf ein monatliches Format umgestiegen. Das hat sich bewährt.
Antonia Bader: Welche Herausforderungen begegnen dir regelmäßig in der Organisation und wie gehst du damit um?
Norman Köhring: Die größte Herausforderung bin manchmal ich selbst. Gerade wenn sich meine Lebenssituation ändert oder es stressig wird, passiert es schnell, dass ich das Meet-up hintenanstelle. Einmal habe ich z. B. komplett vergessen, den Termin für Juni anzukündigen. Das fiel mir erst einen Tag vorher auf. Normalerweise plane ich ein halbes Jahr im Voraus, aber diesmal hatte ich wohl nur bis Mai eingetragen. Das Meetup fiel dann einfach aus.
Ein anderes Problem: Manche Firmen, bei denen wir das Meetup veranstaltet haben, gibt es irgendwann einfach nicht mehr. Ich scheine ein Talent dafür zu haben, mir Standorte auszusuchen, die kurz darauf verschwinden. Eine Firma ist wegen Corona untergegangen, weil sie im Travelsektor war. Eine andere, eine Consultancy, hat schon vorher geschwächelt und war dann plötzlich einfach weg. Ohne Info, ohne Ansprechpartner, einfach verschwunden. Das war ziemlich mysteriös.
Antonia Bader: Wie sieht’s mit der inhaltlichen Planung aus? Kommen die Leute auf euch zu oder musst du aktiv nach Speakern suchen?
Norman Köhring: Ich habe das inzwischen aufgegeben, aktiv nach Talks zu suchen. Wenn niemand kommt, der etwas präsentieren will, dann ist das halt so. Die Meetups funktionieren trotzdem. Wir setzen uns zusammen und sprechen über Themen, die uns gerade beschäftigen. Ich habe mal versucht, bestimmte Themen vorab in der Beschreibung vorzugeben, aber das hat nie so richtig gezündet. Das freie, spontane Format funktioniert am besten, und ist mir ehrlich gesagt auch am liebsten.
Das freie, spontane Format funktioniert am besten, und ist mir ehrlich gesagt auch am liebsten
– Norman Köhring
Antonia Bader: Gibt es Stammgäste, die regelmäßig kommen?
Norman Köhring: Ja, es gibt ein paar, so vier bis fünf Leute, die fast immer dabei sind. Manche waren früher regelmäßig da und kommen jetzt weniger, dafür tauchen neue Gesichter auf. Es gibt allerdings auch Leute, die sehr viel Raum einnehmen und Diskussionen etwas dominieren. Das ist manchmal schwierig zu moderieren.
Antonia Bader: Musstest du jemals jemanden ausschließen?
Norman Köhring: Zum Glück nicht. Und ehrlich gesagt wüsste ich auch gar nicht, wie ich das machen sollte, außer einfach zu sagen: Bitte komm nicht mehr und hoffen, dass sich die Person dranhält.
Antonia Bader: Wenn ich heute in Berlin bin und ich möchte zum Meetup kommen. Wie läuft es ab, wo finde ich Infos, was erwartet mich dort?
Norman Köhring: Heute wäre schlecht, da ist keins, haha. Aber grundsätzlich kann man einfach vorbeikommen. Eine Anmeldung ist nicht zwingend nötig, aber hilfreich, damit ich einen Überblick habe. Infos gibt’s auf vuejs.berlin. Wir sind inzwischen von Meetup.com zu Luma gewechselt. Auf Social Media findet man uns unter @Vuejs_Berlin auf Mastodon, Instagram und X. Jedoch behandle ich diese Accounts sehr stiefmütterlich und reagiere entsprechend selten auf Nachrichten dort.
Antonia Bader: Kümmerst du dich aktuell alleine um die Organisation?
Genau. Mein Kollege steht noch mit drin, ist aber nicht mehr aktiv. Wenn jemand Lust hat, mitzuhelfen, sehr gern! Besonders wenn Kontakte da sind, um Speaker zu finden. Oder wenn jemand Lust hat, die Website zu verbessern, Automatisierung wäre cool. Es muss nicht alles offiziell laufen, einfach melden und mitmachen. Ich bin da ganz offen.
Antonia Bader: Zum Abschluss: Welchen Rat würdest du Entwickler:innen geben, die mit dem Gedanken spielen, selbst ein Tech-Meet-up zu organisieren?
Norman Köhring: Einfach machen. Sobald man einen Ort hat, ist das meiste schon geschafft. Vor Corona war es recht leicht, Firmen zu finden, die ihre Räume zur Verfügung stellen. Wir hatten in Berlin immer mal wieder andere Locations, mit der Bedingung, dass sie einen Talk beisteuern. Um Leute zu erreichen lohnt sich Meetup.com für den Anfang. Aber ab einer gewissen Größe kostet das leider, und das nicht wenig. Wir sind jetzt auf Luma gewechselt.
Einfach machen. Sobald man einen Ort hat, ist das meiste schon geschafft.
– Norman Köhring
Antonia Bader: Hast du einen Tipp, wie man am besten an passende Firmen herankommt?
Norman Köhring: Am besten funktioniert es, wenn man jemanden kennt, der dort arbeitet. Alternativ: andere Meetups oder Konferenzen besuchen. Oft sind Firmen dort mit einem Stand vertreten oder schicken Mitarbeitende hin. Die einfach direkt ansprechen – die sind meistens sehr offen. Oder über Social Media, das klappt auch gut. Wichtig ist nur: Die Firma sollte irgendwas mit dem Thema des Meet-Ups zu tun haben.
Normans Weg zeigt, dass gute Communitys nicht durch Perfektion entstehen, sondern durch Konsistenz, Offenheit und die Bereitschaft, Raum zu geben. Du hast Lust, das Vue.js Meetup mitzugestalten – sei es durch Organisation, eigene Talks oder neue Impulse? Norman freut sich über Unterstützung. Schreib ihm gern oder komm einfach am 12. August zum 100. Vue.js Meetup vorbei.
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