Interview Reihe
Tribe Talks 2025: Rückblick & Learnings
2025 neigt sich dem Ende zu – Zeit, kurz innezuhalten und zurückzuschauen. Vier Interviews, vier unterschiedliche Perspektiven aus dem Tech-Recruiting-Dschungel. Von DevOps über Security bis zur Weiterbildung: Unsere Tribe Talk Serie hat uns Einblicke gegeben, die man nicht googeln kann. Persönlich, offen und ehrlich.
Tribe Talk #1: Künstliche Intelligenz In DevOps
In unserem ersten Gespräch ging es um Künstliche Intelligenz im DevOps. Falko Werner (Vempio) macht deutlich: Auch in automatisierten Systemen bleibt der Mensch verantwortlich. »Verantwortung kann nicht bei den Tools liegen – sie bleibt beim Menschen, der diese Systeme implementiert hat«. Das heißt für Recruiter und Hiring Manager: Wer KI einführt, muss klar definieren, wer am Hebel sitzt. Schnittstellen, klare Entscheidungsträger und gut dokumentierte Prozesse sind Pflicht. Die DevOps-Teams müssen wissen, welche Entscheidungen (z.B. Daten-Auswahl oder Training) sie treffen – es entbindet sie nicht von ihrer Verantwortung.
Werners Fazit: „Nur weil etwas automatisiert ist, heißt das nicht, dass menschliches Urteilsvermögen überflüssig wäre“. Für Kandidat:innen bedeutet das: Nutzt KI als Werkzeug, aber haltet euch die Kontrolle offen. Ängste, von Algorithmen ersetzt zu werden, lösen sich in Luft auf, wenn man KI versteht und sich kontinuierlich weiterentwickelt. „Wenn du Angst haben möchtest, dann nicht von KI ersetzt zu werden. Sondern eher, von jemandem, der:die besser mit KI umgehen kann als du.“. Das ist ein guter Rat: Lasst euch nicht entmutigen, sondern zeigt in eurer Bewerbungsmappe und im Vorstellungsgespräch, dass ihr schon jetzt mit KI-Tools arbeitet und eure Arbeitsweise daran anpasst.
Kern-Learnings:
Klare Verantwortlichkeiten: Beim Einsatz von KI muss der Mensch als Entscheider festgelegt werden.
Menschliche Intuition bleibt wichtig: Automatisierung ergänzt, ersetzt aber nicht Erfahrung und Kreativität.
Selbstbewusst mit KI umgehen: Angst in Neugier verwandeln; Kandidat:innen sollten zeigen, dass sie KI-Tools beherrschen.
Tribe Talks #2: Von Idee Zu 100 Meetups
Der zweite Talk mit Norman Köhring (Frontend Engineer, Meetup-Organizer) drehte sich um Community Building in der Tech-Welt. Sein Credo: „Einfach machen. Sobald man einen Ort hat, ist das meiste schon geschafft.“. Das klingt simpel, trifft es aber auf den Punkt. Normans Weg zeigt, dass lebendige Communities nicht durch Perfektion, sondern durch Konsistenz und Mut entstehen. Ihm genügte eine erste Location und ein paar Interessierte – dann wuchs das Berliner Vue.js-Meetup organisch auf 100 Events.
Für Tech-Talente bedeutet das: Engagement in Meetups und Konferenzen zahlt sich aus. Wer als Software- oder DevOps-Engineer sein Wissen in der Community teilt (z.B. als Speaker oder Host), erhöht seine Sichtbarkeit und stärkt das eigene Profil. Für Unternehmen heißt es: Teams in lokale Tech-Events einzubinden, verschafft Zugang zu motivierten Expert:innen und verbessert das Arbeitgeber-Branding. Sponsoring eines Meetups oder Teilnehmer:innen entsenden kostet oft wenig, bringt aber viele qualifizierte Kontakte.
Kern-Learnings:
Neugier & Ausdauer: Gute Communities wachsen aus stetigem Engagement, auch wenn anfangs nur wenige da.
Praktische Tipps: Einfache Plattformen (z.B. Meetup.com) helfen beim Start, Firmenlokale lockern die Kosten.
Netzwerk aufbauen: Trefft Kollegen auf Konferenzen, sprecht sie an – so gewinnt man Speaker und Sponsoren.
Tribe Talks #3: Security Ist Unternehmenssache, Nicht Nur IT
Im dritten Interview mit Johannes Stillig (CISO eines Asset Managers) wurde klar: IT-Sicherheit betrifft das ganze Unternehmen, nicht nur die IT-Abteilung. Eine klassische Fehleinschätzung führt zum Problem: „Viele sehen Cybersecurity als rein technisches Thema – das ist ein Rezept für Probleme.“ In der Praxis heißt das: Sicherheitsziele müssen in alle Prozesse und Abteilungen eingebettet werden (Security-by-Design). Führungskräfte und Gründer:innen sollten ebenso an Bord sein wie Entwickler:innen und Support-Teams.
Stillig empfiehlt konkrete Maßnahmen: Erstmal das Fundament sichern. Drei Basics haben enormen Hebel: 1. Multi-Faktor-Authentifizierung überall einführen. Das stoppt über 90 % der Angriffe durch geklaute Passwörter. 2. Konsequentes Patch- und Update-Management. Schwachstellen entstehen meist durch veraltete Software. 3. Bestehende Sicherheitsfeatures nutzen. Viele Plattformen (z.B. Microsoft 365, Google Workspace) haben schon potente Tools an Bord – die man allerdings erst aktivieren muss. Diese Punkte fasst Stillig so zusammen: „Prävention ist meist günstiger als Aufräumen“.
Kern-Learnings:
Security-Kultur etablieren: Sicherheit in der Firmenkultur verankern, Schulungen für alle (»Mitarbeitende sind oft die wichtigste Firewall«).
Essentielle Basistechnologien: MFA, aktuelle Patches und genutzte Platform-Funktionen minimieren Risiko (1. und 2. Faktoren, Updates, ggf. VPN).
Awareness statt Angst: Rollen klären – jeder (Produktmanager, Entwickler, Vertrieb) trägt ein Stück Verantwortung. Sicherheit ist kein Luxus, sondern geschäftskritisch (Reputations- und Ausfallschäden sind viel teurer als vorbeugende Maßnahmen).
Tribe Talks #4: Zertifikate Öffnen Türen, Praxis Zählt
Beim vierten Gespräch (Syntax Institut) ging es um Zertifizierungen, Praxisprojekte und Bewerbungstricks. Zentrale Botschaft: Zertifikate sind Türöffner, aber nicht das Ziel. „Zertifikate öffnen Türen, aber hinein geht man mit Praxis und einer klaren Story“. Recruiter und HR-Leads sehen gern, dass Bewerber:innen sich weitergebildet haben – es signalisiert Lernbereitschaft. Doch nicht jeder Zertifikats-Jäger kommt zum Ziel. Christiane Schwammenhöfer vom Syntax Institut warnt vor dem Missverständnis „Mehr ist mehr“: Lieber ein oder zwei relevante Zertifikate nach vorne stellen, als zehn unpassende ins CV zu packen.
Welche Zertifikate lohnen sich für DevOps/Cloud-Einstiege? Erfahrungsgemäß sind AWS Cloud Practitioner, Azure Fundamentals oder Linux (LPI Linux Essentials) gute Einstiegspunkte. Diese Qualifikationen zeigen Arbeitgebern, in welche Richtung ihr wollt, und erhöhen die Auffindbarkeit eures Profils im Talentpool. Wichtiger ist aber, die Zertifikate im Lebenslauf auszuschreiben und zu verknüpfen: Statt nur Icons einzubauen, schreibt man „AWS Cloud Practitioner (2024)“ und ergänzt, was man damit umgesetzt hat – etwa ein kleines Praxisprojekt. Soft Skills wie Lernbereitschaft könnt ihr dabei geschickt hervorheben.
Gleichzeitig betonen Christiane und Coach Daan: Übt euren persönlichen Pitch! Ein Elevator-Pitch zu Beginn (ca. 2 Minuten) setzt den Rahmen. Ein Leitgedanke kann sein: „Wo komme ich her? Was will ich hier? Wo geht es weiter?“. Dieses „Woher-Wohin“-Motto hilft, im Gespräch einen roten Faden zu behalten. Sprecht auch offen über Nervosität – das wirkt authentisch und zeigt Kommunikationsfähigkeit. Sie empfehlen Notizen statt auswendiggelernter Antworten: Bullet Points einstecken, Kernaussagen parat haben, aber nicht stur zitieren. Ihr könnt das vermitteln, indem ihr im Interview erklärt: „Tut mir leid, ich bin etwas aufgeregt“ – das nimmt direkt Druck raus.
Kern-Learnings:
Relevanz vor Masse: Wählt wenige, aber passende Zertifikate (z.B. Cloud- oder Linux-Qualis). Zeigt im CV, was ihr gelernt habt und wie ihr das praktisch angewendet habt.
Praxis und Storytelling: Bindet Zertifikate an Projekte – nur so werden eure Skills und Soft Skills sichtbar. Steckt in den Lebenslauf, wann ihr zertifiziert wurdet und was ihr umgesetzt habt.
Vorbereitung auf’s Gespräch: Trainiert einen klaren, kurzen Einstiegssatz (2-Minuten-Pitch) und haltet den roten Faden (Woher-Wohin). Seht das Interview als Dialog auf Augenhöhe.
Ein riesiges Dankeschön an alle Gäste, die ihre Erfahrungen und Gedanken mit uns geteilt haben. Ihr habt unsere Tribe Talks 2025 geprägt – und wir freuen uns jetzt schon auf die nächsten. Bleibt neugierig, bleibt dran – stay tuned for next year.